Samstag, 10. Juli 2010

Khumba Mela

 Die Legende

 Die Devas (Götter) hatten ihre Kraft verloren. Um sie wiederzuerlangen gedachten sie den Ksheera Sagara (Milchozean) zu rühren um den Amrita (Nektar der Unsterblichkeit) zu gewinnen. Dazu mussten sie aber eine kurzfristige Zusammenarbeit mit ihren Erzrivalen den Asuras (Dämonen) eingehen, mit der Vereinbarung den gewonnen Nektar danach zu teilen. Doch als der Kumbha (Krug) mit Nektar voll war entbrannte ein  Kampf zwischen ihnen. Für 12 Tage und 12 Nächte (umgerechtnet 12 Jahre Normalsterblicher) rangen die Götter und Dämonen im All um den Krug mit dem Nektar. Im Laufe der Auseinandersetzung schnappte sich der Gott Vishnu den Krug und flog durch das All. Dabei schwappte ein bisschen von dem Nektar über und vier Tropfen fielen auf die Erde, nämlich in Haridwar, Prayag (Allahabad), Nasik und Ujjain. Daher feiert man das Khumba Mela (Krug Fest) in rotierender Reihenfolge jeweils alle 3 Jahre an einem dieser Orte, und alle 12 Jahre wieder an dem Selben.

Die Massen baden am Har ki Pauri Ghat in Haridwar an den Tagen vor dem Shahi Snaan ( königliches Bad), dem Hauptbadetag. Das Baden im Ganges verspricht für den Hindu die Loslösung von Sünden - besonders bei der Kumbha Mela!


Snaan - Rituelle Waschung!




 Blind Faith - Blindes Vertrauen in die sündenreinigende Kraft des Gangeswassers!


Initiierung (Aufnahme) von Sadhus (hinduistische Bettelmönche) in den Orden (Akhara).



Aarti - Abendgebet am Har ki Pauri Ghat


Inmitten des ganzen Trubels taucht er und sucht am Grund des Ganges nach Wertgegenständen (Ohrringe, Armbänder etc.), die von den badenden Pilgern verloren wurden. Immer wieder, nichts dabei!!



Sadhus - Babas

Das Besondere an der Mela sind aber nicht nur die Massen von gewöhnlichen Hindu Pilgern sondern vor allem auch Massen von Sadhus.
Sadhus oder auch Babas genannt sind Wanderasketen/Bettelmönche und gehören meist bestimmten Orden (Akharas) an. Sie haben allem irdischen Leben entsagt und leben gewöhnlich nur mit ein paar Habseligkeiten und Bettelschale.

Jnana Mudra - Geste der Weisheit und Erkenntnis


Naga (nackte) Sadhus sind die Extremsten von ihnen. Sie waren ursprünglich Kriegermönche die zu Zeiten der muslimischen Invasionen den Hinduismus verteidigten.  Daher tragen sie auch immer eine altertümliche Waffe zumeist einen Trisul (Dreizack) mit sich.
Sadhus, insbesondere Naga Sadhus beschmieren sich mit Vibhuti (Asche - von Opferfeuern). Manche sogar mit der Asche von den Scheiterhäufen der kremierten Toten.


Tapasya = Buße oder auch Askese!! 
Ein bizarrer Brauch der nur im Hinduismus praktiziert wird und viele verschiedene Formen haben kann: Sri Amar Bhartiji z. B. streckt seine Hand schon 32 Jahre lang ununterbrochen in die Höhe. Daher seine verkümmerte Arm/Hand und langen Fingernägel. Welch Disziplin und Hingabe!!


Eine andere (und häufigere) Form von Tapas: Kailash Giri legte ein Gelübde ab, sich für 12 Jahre nicht hinzusetzen- oder legen sondern immer auf den Beinen zu bleiben. Die Hälfte davon hat er bereits rum.
Die Art Schaukel vor ihm verwendet er als Stütze um sich auszuruhen oder schlafen. Somit kann er sich 24h pro Tag auf den Beinen halten ohne sich hinlegen und sein Gelübde brechen zu müssen. Man stelle sich die Belastung des Herz/Kreislaufsystems vor!!!


Bizarre Yoga Übung??  Nein, dann schon eher um die Unterwerfung des Sexualtriebes darzustellen.
Den Penis um einen Stock gewickelt und nach hinten verdreht wobei ein anderer Sadhu auf dem Stock steht um eine Extrabelastung zu erzeugen.


Naga Babas des Niranjan Akhara - Ordens marschieren zum Shahi Snaan am Har ki Pauri Ghat. 


Segnung ! 
Ajaygiri ist gerade mal 20 aber äusserst offen und integer. 
Was treibt einen jungen Mann dazu dem normalen Leben (der irdischen Freuden) zu entsagen??
Schon in der Kindheit verlor er seine Eltern und wurde zum Waisenkind. Er zog es vor seinen Lebensweg  als Naga Sadhu und nicht als gewöhnlicher Bettler zu gehen. Inzwischen baut er zu Ehren Shivas einen Tempel in einem kleinen Ort im Bundesstaat von Haryana.   
                      


Bettler

Neben der Mystik und Romantik gibt es in Indien (für den Europäer) auch eine unangenehme Seite: Die Armut. Es gibt kein modernes Sozialsystem wie bei uns. Also bleibt Hilfsbedürftigen (Armen, Blinden, Verstümmelten etc.) keine andere Möglichkeit, um zu überleben, als zu betteln. Dies ist tief im indischen Gesellschaftsystem verwurzelt und akzeptiert. Daher hat Almosen geben schon immer gutes Karma versprochen. Es ist ein Teil des Dharma - Pflicht!
Es ist also kein Wunder, dass ein Event wie die Kumbh Mela auch Massen von Bettlern anzieht. Manche (ver)kleiden sich (vielleicht aber auch aus religiöser Überzeugung) in die saffranfarbenen Gewänder des Sannyasin (Entsagender der sich auf der spritiuellen Suche befindet) um mit dem religiösen Aspekt Mitleid zu erwecken.



Andere durch zur Schau stellen von Verstümmelungen:


 Leprakranker mit verstümmelten Händen bettelt um Almosen